Sunday, October 22, 2006

Endlich baden und ...

Endlich lag ich in der Badewanne! Niemand rief an, niemand klingelte an der Tür ...

Ich legte mich genüsslich in der Wanne zurück und schloß die Augen, die Wärme ließ meine Fuß etwas unangenehm pochen aber ich verdrängte den leichten Schmerz und gab mich ganz dem Gefühl der Entspannung hin.

Aus dem Wohnzimmer erklang gerade Morning Mood von Grieg - und ich ließ mich einfach treiben. In Gedanken ging ich noch einmal die letzten Tage durch, aber ich wollte mich nicht in ihnen verlieren, denn ich konnte nicht schon wieder so eine Depression gebrauchen.

Irgendwie würde das alles schon wieder werden. Meine Schuldgefühle Julie gegenüber nagten zwar schwer an mir, hatte ich doch nicht immer wirklich so viel Zeit für sie aufgewendet wie ich eigentlich als Ehemann sollte ... verständlich, dass sie in den letzten Wochen also kaum zu Hause war und von einem Termin zum nächsten gehuscht ist.

Ich konnte es ihr ebenso wenig verübeln, dass sie das Interesse anderer Männer erregt hat, sie ist eine hübsche Frau ohne Frage - aber wie sie mir versichert hat, hat sie keine Affäre. Ich bin wirklich unglaublich froh darüber - aber weiter nagt an mir das schlechte Gewissen.

Mein Tagesplan war meist gefüllt mit Arbeit und Terminen und wenn es das nicht wahr, dann war ich mit Greg zusammen. Meist sahen Julie und ich uns nur noch in den späten Abendstunden oder kurz am Morgen wenn einer von uns aus dem Hause ging. Unser Bett war schon seit einigen Wochen sehr jungfräulich und die sonst so wärmenden Umarmungen waren eher einer kühleren Abwesenheit gewichen.

Julie war am Anfang unserer Ehe verletzt gewesen und verzweifelt und ich bot ihr gerne meine Schulter an. Die Ehe war, wie auch meine anderen zuvor, bisher kinderlos geblieben und obwohl ich Kinder mag, bin ich doch sehr froh darüber...

Leise seufzte ich vor mich hin. Tja und dann noch die Sache mit Greg ... irgendwie schafften wir es immer wieder uns so auf die Palme zu bringen gegenseitig, dass ein Streit gar nicht ausblieb. Ich hasse Streiterein - bin ich doch eher harmoniebedürftig und möchte am liebsten, dass alles in seinen Bahnen läuft. Greg ist da doch eher ... hmm...anders. Obwohl er mich mit seiner Art doch ab und an fassungslos und wütend macht, er ist dennoch mein Freund ...

Wieder seufzte ich, dieses Mal etwas lauter und schüttelte dann meinen Kopf. Immer diese Gedanken, entschlossen griff ich mit immer noch geschlossenen Augen zu dem Rasierzeug, welches ich mir bereit gelegt hatte - und berührte warme Haut.

Scharf zog ich die Luft ein, riss erschrocken die Augen auf und richtete mich mit einem Ruck auf. Mein Blick fiel auf Greg, der mich gedankenverloren an lächelte "Greg!" rief ich überrascht aus "Gott, du hast mich zu Tode erschreckt!" Er grinste nur "Du schienst so in Gedanken zu sein, ich wollte dich nicht stören." Ich fasste mir an mein Herz "Du hättest fast geschafft, dass man mich hätte einliefern müssen." - mein Herz raste immer noch wie wild.

"War nicht meine Absicht. Ich hab sogar deinen Namen gerufen als ich nach Hause gekommen bin. Aber du warst wohl zu weggetreten" meinte er nur achselzuckend. Ich grinste und winkte ihn dann aus dem Bad raus "Gut, raus jetzt, ich will mich rasieren." Er drehte sich ohne Widerworte um und meinte noch im Hinausgehen "Chinesisch?" Ich griff nach dem Rasierzeug "Hervorragende Idee!"

Ich rasierte mich, wusch mir die Haare und humpelte nach alle den anderen Dingen, die man nach dem Baden so tut ins Schlafzimmer, dort schnappte ich mir eine bequeme Hose, T-Shirt und Socken, zog mich an und fühlte mich endlich wieder wie ein Mensch.

Mit noch feuchten Haaren und dem Verbandszeug humpelte ich dann ins Wohnzimmer. Greg saß mit geschlossenen Augen auf dem Sofa, hatte seine Beine auf dem Tisch, in der einen Hand ein Glas mit Single Malt und in der anderen die qualmende Zigarre ... und er grinste sehr zufrieden vor sich hin.

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